Biografisches


 

 

 

Statt einer Selbstdarstellung:

 

Da diese Homepage naturgemäß mit meinen Worten und Gedanken gefüllt ist,  möchte ich an dieser Stelle die Stimme einer Journalistin sprechen lassen. Wie im Coaching und der Psychotherapie ist ein Blick von außen meist hilfreich.

 

2013 fragt mich die Kieler Journalistin Almut Behl, ob Sie ein Portrait von mir schreiben dürfe. Nach einiger Bedenkzeit sagt ich ja und es wurde im April 2013 unter dem Titel "Mut zum offenen Leben" veröffentlicht. Ich habe es nicht bereut, was ich Frau Behl verdanke, die sich als sehr kompetente und nicht weniger einfühlsame Journalistin zeigte.

 

Wenn Sie also mehr über mich erfahren möchten, lade ich sie ein dieses Portrait zu lesen. Für diejenigen, die den Artikel im Original lesen möchten, steht er hier auch als PDF-Download zu Verfügung:

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Mut zum offenen Leben
KN Portrait vom 16.3.2013.pdf
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Mut zum offenen Leben

 Von Almut Behl

 

Eine Hünin von Mensch. Warme Ausstrahlung. Lange lockige Haare, sensible Augen blitzen blau aus markantem Gesicht, weite Kleidung umflattert die imposante Erscheinung mit der tiefen sanften Stimme, große Hände gestikulieren mit langen Fingernägeln. Was für eine Frau.

 

Eine Begegnung mit Maria Michaela Hönneknövel

 

 

In dieser Welt, bewohnt von Maschinen und Wölfen, ist Maria einer der seltenen Menschen“, schreibt der Bremer Künstler Clemens Austen. Ein poetisches Kompliment aus Freundesfeder, das Maria Michaela Hönneknövel sehr berührt. Und wer sie kennenlernt, versteht, dass es zweierlei Wesentliches betont: ihr „anders“ sein und ihre soziale Ader.

Maria hieß nicht immer Maria. Geboren 1962 in Preetz, wuchs sie als einziger Sohn eines Bundesmarinebeamten und einer Angestellten im Kraftfahrtbundesamt in Flensburg auf. Ein Junge, der schon mit zwei Jahren gern die Kleider der Mutter anzog. Weil er lieber Mädchen gewesen wäre. Und immer das diffuse Gefühl hatte, dass „etwas nicht stimmt“. Mit 14 ging die gefühlte junge Frau als Junge in die eine Disko, als Mädchen in die andere. Eine jahrelange Zerreißprobe mit Versteckspielen begann. „Ich habe das Junge- Sein nie beweisen müssen, weil ich alles mit Klappe geregelt habe“, erzählt Maria. Mit langen Haaren und „geschlechtsneutralen Klamotten“ habe sie sich damals ein „Image“ der Unangreifbarkeit geschaffen. „Ich konnte weich und sanft sein, weil die anderen sich nicht an mich herantrauten.“ Doch sie fühlte sich gefangen. Als Frau im Körper eines Mannes.

Beruflich wollte sie etwas mit Menschen machen, aber nicht im Büro oder Handwerk. „Geh doch zur Polizei“ rieten ihre Eltern, nichts von ihren inneren Konflikten ahnend. Mit 16, in der Endphase des deutschen Herbstes, ging sie zur Bundespolizei, damals noch ausschließlich männlich besetzt. „Sechs Monate innerer Kampf, vier davon krankgeschrieben“.

Damals fand „die ständige Angst, entdeckt zu werden, sich selbst immer von außen anzuschauen und zu kontrollieren“ ihren Höhepunkt. Zu der Zeit noch in der Beziehung mit einer Frau, die „das Geheimnis mittrug“, Frauenkleider bestellte, die gezupften Augenbrauen akzeptierte. Die langen Fingernägel konnte Maria durch ihr „geliebtes Gitarrenspiel“ rechtfertigen. Inklusive Nagellack.

 

Anderthalb Jahre lebten beide in Hamburg, für Maria mit nachgeholtem Abitur die Vorbereitung auf ein BWL-Studium und ein Eintauchen in die schwul-lesbische Subkultur. „Total sexualisiert“ beschreibt sie die Szene, nichts für die treu monogam lebende Frau, die „mehr Lust auf geistige Auseinandersetzungen“ hatte.

1983 kam sie zum BWL-Studium nach Kiel, die Beziehung zerbrach, weil ihre Partnerin dann doch einen Mann als Lebensgefährten vorzog. Maria arbeitete nach abgeschlossenem Studium als „Personalreferent“ bei der Stadt Kiel. Offiziell als Mann, privat als Frau. „Wenn das jemals rauskommt, werden sie dich am nächsten Laternenpfahl aufhängen“, glaubte sie, ständig aufgerieben in den Identitätskonflikten als „Zwischenwesen“. Nach ein paar Semestern Jura kam die berufliche Wende. Bei einem Job an den Kieler Bühnen entdeckte sie ihre Liebe zum Theater. Sie betreute die Musiker am Opernhaus, später die Orchesterakademie des Schleswig- Holstein-Musikfestivals auf Europa-Tour.

 

Es wurde nichts mit Jura und der „Alternativ- Anwältin in Kreuzberg“, sie studierte Geschichte, Philosophie und Erziehungswissenschaften mit Staatsexamen, gab lieber Förderunterricht und entschied sich gegen die Schule, denn „benoten und aussieben“ war ihr Ding nicht. „Damals hatte ich noch nicht den Mut, zu leben, was ich bin“ sagt sie rückblickend und erkannte aber im Laufe der Zeit, dass sie „wohl doch ziemlich stark“ ist und: Dass sie motivieren und Menschen helfen kann, den eigenen Weg zu finden und zu gehen. „Du hast mir vorgemacht, dass es auch Menschen gibt, die sich vom Gegenwind immer höher tragen lassen“ sollte ihr später eine Teilnehmerin ihrer Workshops sagen.

 

1988 outete sie sich im Freundeskreis. Außerdem lernte sie ihre große Liebe Gini kennen, die zwei kleine Töchter in die Beziehung mitbrachte. „Gleich drei Glückfälle meines Lebens“. Die Kinder sollten Maria von Anfang an so kennenlernen, wie sie ist, „Verstecken mache ich nicht mit“ stellte Gini von Anfang an klar. Hier fand Maria ihre familiäre Erfüllung und die lesbische Traumpartnerschaft, die sie sich immer gewünscht hatte. Die beiden Frauen heirateten 1997 in Dänemark und sind inzwischen „stolze Omis“.

 

Das „offen leben hat mich manchmal auch viel Kraft gekostet“, sagt Maria. Denn sobald es um Papiere ging und der männliche Name nicht zum weiblichen Bild passte, wurde „ein Riesenfass aufgemacht“. Dass bei einer Führerscheinkontrolle die schlimmsten Beleidigungen von einer Polizistin kamen, traf sie besonders. Nach einer Odyssee durch teils „absurde“ medizinische Gutachten erfolgte 2001 schließlich die Änderung des Personenstandes.

 

Maria lebt seitdem auch offiziell als Frau. Im falschen Körper geboren zu sein ist „ein Problem der Identität, nicht der Sexualität“, sagt sie, weshalb die meisten Betroffenen lieber von Transidentität als von Transsexualität sprechen. Genauso sei, im Falle einer Operation, der Begriff der geschlechtlichen „Umwandlung“ falsch, denn der Körper werde „angepasst“ an das seelische Geschlecht, so Maria.

 

Heute können Betroffene nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2011 frei aussuchen, ob sie den letzten Schritt einer Operation (neun Stunden komplizierter Eingriff mit vielen Risiken) gehen oder nicht. „Ihre offizielle Anerkennung in ihrem gefühlten Geschlecht ist davon unabhängig.“

 

Die berufliche „Erfüllung“ kam, als Maria 1995 den letzten Platz des Studiengangs für Theater- und Spielpädagogik an der FH Kiel ergatterte. Sie wurde Lehrbeauftragte für Theater- und Spielpädagogik, gründete und leitete 14 Jahre die Impro-Theatergruppe „Improphil“, leitete zahlreiche Workshops, und ließ sich nach und nach bei verschiedenen Trainern und namhaften Coaches ausbilden. Schon früh gab sie Bewerbungs- und Prüfungstrainings, arbeitete erfolgreich mit schwer vermittelbaren oder „unbeschulbaren“ Jugendlichen, bildete PädagogInnen und LehrerInnen fort und veröffentlichte theaterpädagogische Arbeitsmaterialien für die Landesarbeitsagentur.

 

„Wenn’s ans Eingemachte geht, kommen die Leute zu mir“ erfuhr sie immer wieder. Durch ihre Fähigkeit, einfühlsam zu motivieren, wuchs schließlich ihr Ansinnen, therapeutisch zu arbeiten.

 

Seit einem Jahr ist Maria Michaela Hönneknövel selbständig: Als Coach und „Lebensbegleiterin“ richtet sie sich besonders an „Queers und KünstlerInnen, aber auch an alle anderen Menschen, die ihren „ganz eigenen Weg gehen wollen“.

 

Ansatz ihrer ziel- und lösungsorientierten Arbeit ist die berufliche oder private Weiterentwicklung. Ob es sich um Auftritte und freies Sprechen oder die ganz persönliche Sinnfindung gehe, „die Wünsche und Ziele unterscheiden sich nur in den Feinheiten“, weiß sie. „Alle Menschen haben die Sehnsucht authentisch zu sein und gemocht zu werden, wie sie sind. Viele aber blockieren sich selbst: aus Scham und Angst vor Blamage.“

 

Wie befreiend es ist, zu sich selbst zu stehen, hat Maria trotz mancher Rückschläge erfahren. Sie sei ihren Weg auf „weiche Art, aber sehr beharrlich“ gegangen, der „Gegenwind“ habe sie letztlich in ein „schönes Leben“ gehoben. „Ich habe Glück gehabt“, sagt sie, „viele Widerstände, die Betroffene quälen können, konnte ich durch Gespräche auflösen“.

 

Im offenen und intensiven Austausch ist ihre Lust an „intellektuellen Inhalten“ zu spüren. Diese mit Gefühl(en) zu verbinden, ist der lockeren Frau mit dem liebevollen Blick in die Welt ein deutliches Anliegen.

 

Ihren Humor verhehlt Maria bei all dem nicht: „Wenn du über dich selbst auch lachen kannst, ist das sehr hilfreich. Für dich, aber vor allem für deine Mitmenschen“.

 

(Kieler Nachrichten 13.04.13)


 

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